Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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reicher Freundſchaft und wird mit großen Ehren empyfangen und behandelt.

ZAM Dienstag ladet der Schwiegervater den Schwieger= ſohn zu ſich, ‘welcher mit den erſten Hochzeitsgäſten erſcheint und ebenfalls mit großen Ehren behandelt wird. Dies iſt der lezte Hochzeitstag. Von denen, welche den jungen Ehemann na> Hauſe - begleiten, entfernt fich der Wlam zuleßzt und bleibt ihm zum Schaberna> recht lange, bis es dieſem gelingt, ihn dur<h alle möglichen Verſprechungen von Schmauſereien und Geſchenken zum Fortgehen zu bewegen. ;

Hierauf wird der Bräutigam zu Bette gebracht, und nah einer Stunde führt man ihm die ſü< möglichſt ſiräubende Braut zu, hinter welcher dann : die Türe ab= geſchloſſen wird.

Das ſind die Gebräuche einer feſtlich begangenen

“ Hochzeit im Gebiete der Ritſcha. Auch im Gebiete der Stämme von Dukadſhin und Merdita ſind ähnliche Gebräuche in Geltung. Auch hier iſt die feierlich abgeſ<hloſſene Verlobung ein weſentliches Erfordernis einer giltigen Ehe; doh läßt man im Gebiete von Dukadſchin zwiſchen Verlobung und Heimführung gewöhnlich ein Jahr, nur bei Witwen meiſt einige Monate, verſtreichen.

| Sehr _oft fomint es vor, und gegen dieſen Mißbrauch hat

* die Kirhe heftige Kämpfe auszufehten, daß die Heim-

| führung der Braut kürzere oder längere Zeit vox der firhlichen Eheſchließung erfolgt. Hie und da wird \ſogax

| die firhlihe Einſegnung bis zur Taufe des erſten Kindes LE Dieſer Mißſtand mag ſi< wohl deshalb

| bei den Albaneſen ſo großer Verbreitung erfreuen, weil

| bei ihnen eine unfruchtbare Ehe als eine Schande ‘gilt und weil es bei ihnen oft genug vortfommt, daß die Braut ‘nah kurzer Zeit des ehelichen Beiſammenſeins wieder zu ihren Eltern zurücgeſchi>t wird, wenn die