Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v. Zobeltib. 149

niht dur< Goldbarren und dur< ein glänzendes Leben gemildert werden fann! Schenken Sie mix die Schilde= rung der Tage, Wochen und langen Monde, die ſeit jener verhängnißvollen Stunde verfloſfen; die Qualen dieſer Zeit geben mir aber jedenfalls ein Recht, dana zu fragen, warum Fräulein v. Doning ihren reichen Vetter nit ge= heirathet hat, um deſſenwillen allein ſie doh mix den Laufpaß gegeben !“

Schoddyn legte das Glas in das Auge und betrachtete topfſchüttelnd den vor ihm Stehenden.

¿Fi donc, Plettoto, „Laufpaß:, welch? plebejiſhes Wort! Sie echauffiren ſi, weiß Gott, in wenig ariſtokratiſcher Weiſe, und Sie ſind doc ſonſt Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle! Da Sie fi< aber in der That immer no< für die ſchöne Carla zu intereſſiren ſcheinen und da ih Jhrer Delikateſſe nicht zumuthen will, die junge Dame in dieſer heiklen Angelegenheit ſelbſt zu interpelliren, fo muß ih Jhnen bongré, malgré ſ{<on Ausfunſt ertheilen! Alſo — Demoiſelle Carla hat den braven Jesfo aus dem einfa<hen Grunde niht ehelichen fönnen, weil Sesfo ſchon vor der Verlobung ſtarb... ex fiel im Duell! Alle Blätter erzählten ja die traurige Geſchichte !“

Egon ſtüßte fich auf den hinter ihm ſtehenden Journaltiſch. Das Unertwartete dieſer Nachricht iraf ihn wuchtig.

„Allmächtiger !“ ſtöhnte ex mehr, als ex ſprach, „das iſt ja fur<tbar! Und wer war der Mörder des Armen ?“

Graf Schoddyn zute zuſammen und wandte ſein Ge= ſicht der Kaminflamme zu; ſo merkte Plettow nicht, wie aſ<farben daſſelbe geworden.