Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

92 Klippen des Glüds.

iſt doch ein alter Mann und der Herr des Hauſes. Oder wollen Sie Fribchen und mix in dieſem lächerlichen Anzuge Unterricht ertheilen? Dann verlangen Sie nux nicht, daß wir ernſthaft bleiben! Jh muß lachen, wenn ih Sie anſehe!“

Sie lehnte ſi< in den weichgepolſterten Stuhl zurü> und lachte hell auf, dabei muſterte ſie wieder den unglüd= lichen Pechmayer, der fi<h ſehr unbehaglih dabei fühlte, vom Kopf bis zu den Füßen, und Fribßchen, der bisher noch nicht gewagt hatte, zu lachen, faßte jeht auch dazu den Muth, ex lachte aus vollem Halſe.

Die Situation war für Pechmayer keine8wegs an=genchm. Wäre nux der Vorwurf, der ihm gemacht wurde, niht gar zu wohl begründet geweſen! Er verwünſchte jeht ſeinen tollen Einfall, daß er mit dem wirklichen Pechmayer die Kleider getauſcht hatte; aber es war einmal geſchehen und er mußte jeßt die Folgen tragen.

„Sie ſollten niht über die Armuth lachen, gnädiges Fräulein!“ ſagte er, nur un etwas zu ſagen.

Lieschen ſchüttelte ernſt das allerliebſte Köpfchen, ſie war reizend, wenn ſie lachte, aber faſt no< ſ{höner, wenn ſie ernſt und eindringlich ſprach, wie ſie es jet that.

„Sh würde mi<h ſchämen, wenn ih lachte, weil ein Armer ſich niht modern kleiden kann; ih würde niht lachen, wenn Sie einen ganz alten, ſ<hle<hten Rok trügen, obgleich ih niht glauben kann, daß ein junger Mann, der nur für ſih zu ſorgen hat, nicht ſoviel beſiben ſollte, daß er fih wenigſtens anſtändig kleiden könnte. Sie beſißen jedenfalls no< einen anderen Anzug. Was ent= hält denn die alte häßliche Reiſetaſche ?“