Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

122 Unter dem {warzen Kreuz.

hatte, an der ſeine Burg lag — wir ſahen ihre hohen Zinnen in der Mittagsſonne dicht vor uns exrglän= zen, und ihr mußte unſer nächſtes Thun gelten. Kaum war darum meine Wunde verbunden und das ſ<hre>liche Strafgericht an den Unholden vollzogen, wie's ihnen nah Recht und Gerechtigkeit zukam, ſo ſtiegen wir in die Boote und ſebten an's Land, uns der ſtattlichen Veſte zu bemächtigen. Die war nun kaum bewehrt, denn der Räuber hatte all” feine Mannen an Bord der Schiffe gehabt, wir ſchlugen das Thor ein und bewältigten leicht den alten Pförtner und die paar unreifen Burſchen, die uns entgegentraten. Jh ließ meine Jungen ſih na<h Herzensluſt in den weiten Gewölben umthun und ſuchen, was ſie des Mitnehmens werth heißen mochten, und ſtieg,

halb in Gedanken verſunken, ſelbſt die Stiegen hinauf. Und nun merkt auf, Alles, was ih Euch bisher berichz tete, iſt ja doh nichts gegen den Anbli>, der ſi<h mir jet darbieten ſollte, und die Erinnerung an die Stunden -des Kampfes verſchwindet gegenüber dem Gedanken an die wenigen Minuten, die meinem ganzen Leben eine andere Wendung geben ſollten.

Kerſten hielt inne und {ritt einige Male haſtig im Gemach auf und ab, als müſſe er die Fluth der auf ihn ES Gebanten erſt bannen, ehe er fort fahren könne. Von ferne her klangen leiſe die heiteren Tanzweiſen herüber, gleichwie zum ſeltſamen Kontraſt mit dem Ernſt, der ſih in den Geſichtern der Beiden aus= ſprach. Endlich warf ſih der Seemann wieder in ſeinen Seſſel und ſebte ſeine Erzählung fork: