Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

E Unter dem {warzen Kreuz.

„Weitex, weiter!“ ſtieß ſie bebend hervor.

„Und hinter dem ſterbenden Weibe kauerte giftigen Blickes ein lebendiges Ungeheuer, eine ſ<heußlihe Alte, das blutende Meſſer, mit dem ſie die Schandthat ſoeben vollführt, noh in der geballten Fauſt! Mich auf ſie ſtürzen, ihr mit der einen Hand die Waffe entwinden, mit der anderen meinen Dolch in die Gurgel bohren, var das Werk eines Augenbli>s — ein leider unkluges und unüberlegtes Werk, wie ſi<h nachher zeigte. Dann kniete ich neben der Sterbenden nieder, [<nitt ihre Bande dur und ſuchte das Blut zu ſtillen, das aus zwei breiten Stichwunden nahe dem Herzen unaufhaltſam quoll — es war vergebens! Jhre Augen öffneten ſi< wohl noh einz mal und ſchauten mi< groß und dankbar an, dann flüſterten ihre Lippen leiſe einige Worte — ih hörte nur den einen Namen Bodo — der ſchlanke Körper ſtre>te ſich einige Male heftig und — ih hielt eine Leiche in meinen Armen.“

Kerſten athmete ſ{hwer und tief. „Laßt mich kurz ſein iiber das, was nun folgte. Meine Bemühungen, aus den Ausfagen der bei der Beſeßung der Burg feſtgenommenen Leute feſtzuſtellen, wer die ſchöne Unglüliche geweſen, waren faſt erfolglos; ih erfuhr nur, daß Svend Sure ſie von einem hanſiſchen Schiff, das er vor drei Jahren tweggenom= men, geraubt hatte, daß ſie Gertrud geheißen — ihren Vatersnamen kannte Niemand, und auch die ſorgfältigſte Durchforſchung ihres geringen Cigenthums gab mir keine Auskunft. So blieb mix denn nichts übrig, als den Leich= nam der Landsmännin mit einem <riſtlichen Gebet der