Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

126 Unter dem ſ{<warzen Kreuz.

weiteren Nachforſchungen ergaben, daß jene Jungfrau wirflih Gertrud — Gertrud v. Borna geheißen habe.“

Hadwig ſprang auf, thre Wangen glühten.

„v. Borna, ſagtet Jhr, verſtand ih re<t ?“

„So iſt es. Aber was iſt Euh? Kennt Jhr den Namen ?® E

Sie winkte mit der Hand. „Ob i< ihn kenne — aber fahrt nur fort, Hermann Kerſten, fahrt uur fort, Jhr ſollt nachher exfahren, woher mix der Name bekannt und werth iſt.“

„Ich eilte mit dem nächſten Schiff ſelbſt na<h Bremen 11nd fand Alles beſtätigt. Unzweifelhaft war die Todte jene Jungfrau v. Borna, und ihre greiſe Großmutter, die ih auf einem kleinen Gute an der Weſer auffand, erzählte mir thränenden Auges von der Schönheit und Güte ihres Enkelfindes. Jn der Marienkirche zu Bremen dann, wo i< der Jungfrau hundert Meſſen ſtiftete, er= neute ih unter dem Segen des ehrwürdigen Biſchofs meinen Racheſchwux, und da, Hadwig, gelobte ich, nicht eher ein Weib zur Ehe zu nehmen, bis ih den Räuber und Mördex dex Unglücklichen gefunden und, gerichtet hätte, denn, Hadwig, mir war's niht nux wie ein heiliges Amt, das mix auferlegt — der Todten Bild hatte mein ganzes Herz erfüllt, ſie galt mix, ſelbſt kaum bewußt, wie eine geſtorbene Geliebte! Da ſah i<h Euch, und kaum brauch? is Euch zu ſagen, bei Eurem Anbli> tauchte Gertrud jvie leibhaftig vor mir auf, als wäre ſie in Euch wieder= erſtanden — mit Allgewalt zog die Liebe zu Euch in mein Herz ein, Jene, die ih ja nie gekannt, in lebendiger