Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg. 183

unzugängliche Verſte>e zu ſinden wußten. Schließlichhatten Botelmann auh die Eröffnungen, die ihm ſein Kind als gehorſame und vertrauende Tochter über ihre Ausſprache mit Hermann Kerſten gemacht, ſehr glüclih geſtimmt; wenn ex- ihr au<h mehr als einmal vorhielt, daß ſie ja no< viel zu jung zum Heiräthen ſei, und ſcheinbar die Stirne in tiefernſte Falten zog, fo verrieth ſein verſte>tes Lächeln dabei doch, daß ihm die Ausficht, Hadwig als Gattin des hochangeſehenen und reichen jun= gen Mannes zu ſehen, niht unangenehm war.

So glänzte denn au< heute ſein wohlgenährtes Ge= ſicht in roſigſter Laune, als ex, vox der Thüre des Hauſes ſtehend, ſeinem Töchterchen, die auf dem Söller bei einer Stickerei ſaß, aber ihre Augen mehr auf das blaue ſchöne Meer, denn auf die Arbeit gerichtet hatte, einen Abſchied8= gruß zuni>te.

„Gehab® Dich wohl, Hadwig, und forge für einen guten Fmbiß zum Abend, ih muß zum Strand herab, mit den Herren wegen der morgen abſegelnden Fredde= fogge zu reden und die Arbeit in den RNäuchereien zu be= ſichtigen. Weißt ja, wo des Herrn Auge nicht iſt, da gehs allerwege langſam. Laß auch einen Becher Kulmer zum Abendtiſch aufſeßen, Kind!“ :

Sprach's und ging dann langſam bedächtigen Schrittes, wie es ſeinem Anſehen und ſeinen Jahren ſo wohl an= ſtand, dur die Niederlaſſung dem Meere zu. Ueberall war rege Thätigkeit; hier rollten die Knechte die jüngſt angelangten mächtigen Talgfäſſer, die von Reval famen und ſür den Stahlhof in London, die weltberühmte han=