Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

E Klippen des Glüds.

zu mir erſchüttert hat. Sie kennen mi< zu kurze Beit, um überzeugt ſein zu können, daß ih troß trauriger Cha= rafterfehler doh niemals einer ehrloſen Handlung fähig bin; der Brief des Herrn Predigers Widmann, der Wahres und Falſches in bunter Miſchung enthält, mußte Sie bedenflih machen. Laſſen Sie mi die Behauptungen des Briefes der Reihe nah durchgehen. Es iſt unwahx, daß der Prediger Widmann den verwaisten Sohn ſeiner Schweſter mit Wohlthalen überhäuft und ihm eine gute Erziehung ge= geben habe, er hat ihn hart behandelt und ihn erſt zur Schule entlaſſen, als er dazu gezwungen wurde, und die Koſten der Erziehung und des Unterrichts ſind nicht von ihm getragen, fondern aus dem väterlichen Erbtheil des ver= ivaisten Knaben entnommen worden. Dagegen iſt es wahr, daß der junge leichtfertige Menſch den Reſt ſeines Vatererbes in nichtigen Vergnügungen vergeudet und ſeiner Leidenſchaft zum Spiel geopfert hat, es iſt wahr, daß er deshalb feine erſte Stelle verloren hat. Jn einer ſpäteren Stellung hat er ſih indeſſen das Vertrauen ſeiner Vorgeſeßten derart ivieder erworben, daß Herr Direktor Kramſer Jhnen den feiner Ueberzeugung nah Gebeſſerten zum Juformator für Jhren Sohn empfehlen konnte. J<h geſtehe Jhnen offen, Herr v. Oſternau, ih habe kein vorwurfsfreies Leben ge= führt, ih habe Zeit und Geld in thörichten Vergnügungen verſchwendet, aber eine ehrloſe Handlung, das ſchwöre ih Jhnen zu, habe ih niemals begangen! Es iſt wahr, daß der Schulze Brandes dem Neffen des Predigers Widmann die fragliche Summe zux Ueberlieferung an denſelben über= geben hat, und daß dies Geld noh nicht abgeliefert