Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

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Herr v. Oſternau hatte die leßten Worte lauter ge= ſprochen, ein fürchterlicher Huſtenanfall war ‘die Folge ; nachdem er denſelben überwunden hatte, war er ſo ſ<hwach, daß ex mix nux no< zuflüſtern konnte :

„Meine Kraft iſt zu Ende, rufen Sie meine Frau!“

Frau v. Oſternau und Lieschen kehrten an das Bett des Kranken zurü>, i< mußte ihn verlaſſen, um nah der Brandſtätte zurückzukehren. Als ih aus dem Pfarrhaus trat, begegnete mix der Lieutenant v. Oſternau, tex eben im Begriff wax, in das Haus zu treten.

„Jh hoffe, dem Vetter geht es gut,“ ſagte er, aber ex wagte niht, mix in's Auge zu ſchauen, während er zu mix ſprach.

J<h hätte ihn am liebſten niedergeſchlagen, ſo wüthend, ſo empört wax ih, aber i< beherrſ<te mi<h. Ich theilte zivar die Ueberzeugung des Herrn v. Oſternau, aber au< mix fehlte für dieſelbe jeder Beweis. Nicht einmal den Schatten eines Grundes hatte ih, um einem Verdacht Worte zu geben, ih duxfte einen ſolchen niht einmal ahnen laſſen. Es gelang mix, ihm mit mögli<hſter Ruhe zu ſagen, daß Herr v. Oſternau ſ{<hwer krank ſei, als i< hinzufügte, daß i< für ſein Leben fürchte, ſhaute mich dex Lieutenant forſchend an, ein Strahl tü>iſcher Freude \{<hoß aus ſeinen Augen, im nächſten Augenbli> aber ſagte ex mit heuchleriſ<her Trauer :

„Das wäre ja entſebli<h! Jedenfalls darf ih jebt wedex ihn, noch ſeine Frau und ſeine Tochter ſtören. Als ſein Oberinſpektox und Vertreter habe ih die Pflicht, dafür zu ſorgen, daß die Mittel zum Wiederaufbau des Schloſſes ſ<leunigſt beſchafft werden. Jch reiſe daher nah Breslau