Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

110 Klippen des Glüds.

Albrecht, daß in dieſer Nacht das von Jhnen aus Breslau geholte Geld in meinem Schreibſefretär liege. Cx iſt es geweſen, der meinen feſten Shlaf benußt, ſi< in mein — Sthlafzimmex geſchlichen, die Schlüſſel zu dem Kunſtſ{[oß, das ex ſonſt nicht zu öffnen vermocht hätte, geſtohlen und dann die Thüxe des Schlafzimmers hinter ſich verſ<loſſen und verriegelt hat, damit ex bei dem Diebſtahl nicht über= raſt werden könne. Nach vollendeter That hat er dann im Wohnzimmer Feuer angelegt, um die Spur des Dieh= ſtahls zu verwiſchen. J< weiß, daß er es gethan hat, und doch darf ih nux Jhnen, dem treueſten Freunde, meinen Verdacht mittheilen, denn jeder Beweis für das, was i< Jhnen geſagt habe, fehlt mix. Der Schreibſekretär liegt mit ſeinem Juhalt verbrannt untéx dem glüßenden Schutt. Wer vermag zu behaupten, daß er vor dem Ver= brennen beraubt worden und daß der Dieb zugleich der Brandſtifter iſt? Wollte ih die Anklage gegen den Vetter erheben, dann würde ih nur den reinen Namen meiner Vorfahren mit Schmach bede>en und einen Beweis ver= mdchte ih doh nicht zu führen. Dex Gedanke, daß ih ohnmächtig bin gegen diefen Menſchen, hat mich, ſeit mir das Bewußtſein zurückgekehrt iſt, verfolgt und bringt mich zur Verzweiflung. Jch darf ihn nicht verfokgen, ih muß es dulden, daß ex die Früchte ſeines Verbrechens genießt, und dazu peinigt mich noch die entſebliche Angſt, daß mein Sohn, der bald einzig zwiſchen ihm und dem Majorat ſtehen wird, ſeinen Verfolgungen preisgegeben iſt, die Angſt, daß der Dieb und Brandſtifter leicht au< zum Mörder werden könnte !“