Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Novelle von Adolph Katſch. 135

ihm dex Herr Kammerdiener in einem vertraulichen Schrei= ben, daß ſein Name auf der Liſte Derex ſtände, welche bei dem großen Ordensfeſte bedacht werden würden. So war der Herr Doktor zu Orden und Würden gekommen, wie ſie no<h nie ein Bürger des Städtchens beſeſſen hatte und Niemand, zehn Meilen in der Runde, ſie beſaß. Er war der Stolz des Städtleins geworden, und herrſchte in demsſelben unangefochten, wie ein fſeiner Fürſt.

Nebenbei war ex wirfli<h ein ganz tüchtiger Arzt, und würde es auh ganz gern geſehen haben, wenn ein jüngerer College ihm die beſhwerliche und wenig einträgliche Armen= praxis abgenommen hätte. Aber au< nur dieſe, die ge= winnbringende war ſein „Rührmichnichtan“!

Ein halbes Jahr nachdem ih mi<h in Emmern nieder= gelaſſen, war ih gerade ſo weit gefommen, wie alle meine Borgängex. Sorgen und Mühen hatte ih im Uebermaß, und Ausſtände die Hülle und Fülle, nur waren ſie leider nicht einzutreiben, und in meiner Kaſſe war die Ebbe der unwandelbare Zuſtand. J< verdiente nicht ſo viel, um davon leben zu fönnen, und mußte daran denken, ſo bald als mögli<h den Ort wieder zu verlaſſen.

Schrumm, der mi< einige Male beſucht hatte, drang ſhon längſt in mi, zu ihm na<h Berlin zurückzukehren und dort abzuwarten, ob ſich für mi<h nicht anderweitig eine geeignete Stelle finden würde.

Ich hatte mi<h lange geſträubt, feinem Begehren zu willfahren, weil ih mich ſ<hämte, ihm wiederum zur Laſt zu fallen und meine Schuld bei ihm zu mehren. Endlich aber wax ih eines Tages entſchloſſen, ihm zu ſchreiben,