Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

142 Wandlungen.

J< bin gar nicht krank, ſondern muß nur hier auf det verwünſhten Bette liegen, weil ih mir den Schenkel aus der Hüfte gefallen habe. Da begreift Du doh, daß i< Deine Hilfe nicht brauchen kann und Du hier ganz unnüß biſt, Bin Dix herzlich dankbar dafür, daß Du Dich nah mix umſiehſt, aber — Martin, morgen früh um ſieben Uhr muß die Extrapoſt vor der Thüre ſtehen! — und dann fährſt Du wieder heim, mein liebes Tóchierchen! — Marz tin, beſtelle ein Zimmer für die Rexa !“

„Aber ih will nicht wieder heim, Vater!“ ſagte Rexa in ganz entſchiedenem Tone. „F< will hier bleiben und Dich pflegen. Jh hätte ja keine ruhige Stunde in Berlin, wenn ih Dich hier krank wüßte ohne mi!“

„Mußt, Rexa, mußt! Davon beißt feine Maus einen Faden ab. Alſo ſei vernünftig und mein gehorſames Kind!“ ſagte der Alte gutmüthig. „Sieh, da iſ der Martin, der verſteht das Pflegen beſſer, als irgend wer ſonſt; hat mi ſchon anno Dreizehn in Pflege genommen. Und da iſt der Doktor, der Dir ſagen wird, daß Du hier ein ganz überflüſſiger Störenfried biſt [“

„Aber gutes, liebſtes, beſtes altes Väterchen !“ ſagte die Tochter, indem ſie ihm die Wangen ſtreichelte, „warum gibſt Du Dix fo unendliche Mühe, mich zum Hauſe hinaus zu werfen, anſtatt überzeugt davon zu ſein, daß ih doh nicht gehe? Und Sie, \ieber Herr Doktor, ſagen Sie ihm doch, daß Sie mich gar niht entbehren können, und daß ih hier ganz unabweisli<h nothwendig bin. Sagen Sie ihm doch, daß Sie den Vater gar nicht wieder geſund machen können, ohne meine Pflege.“