Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

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zu Kräften fam, da zog er feine {dne Tochter ſtill an ſich, küßte ſie herzlich, drohte ihr bedeutſam mit dem Finger und — von Abreiſe wax feine Rede mehr.

An mix ſchien ex ein beſonderes Wohlgefallen zu finz den, und wenn i< niht zur beſtimmten Minute bei ihm eintrat, wurde er unruhig und verlangte nah mix. Was ih an freier Zeit hatte, mußte ih ihm zur Dispoſition ſtellen, und ich that es gern. Ex wax ein Mann, dex viel von der Welt geſehen, viel dur<gema<t hatte und über ſeine Erfahrungen und Cxrlebniſſe ernſt und verſtändig, ſieben8würdig und heiter zu erzählen wußte, und ſeine Tochter Rexa war in der That die Liebenswürdigfeit ſelbſt. Sie behandelte mi<h mit einer Freundlichkeit und Offenherzigkeit, faſt, als ob i< ihr Bruder ſei. Es lag eine wahrhaft findliche Unbefangenheit in ihrem Weſen. Wenn der Vater {lief und ih irgend Zeit hatte, begleitete ich ſie auf ihren Spaziergängen dur< Wald und Feld, oder wir laſen zuſammen ihre Lieblingsdichter ; kurz, ih dachte mit Schre>en daran, wie jeder Tag den General dex Ge= neſung näher führte, und wie ih nah ſeiner Abreiſe wie= der allein und verwaist mein trauxiges Leben dahinſchleÞ= pen würde.

Jn der dritten Woche war er wirklich ſo weit, daß ex, auf ein paar Krü>en geſtüßt, ſchon wieder Gehverſuche im Zimmer machen konnte.

Als ih mich eines Nachmittags zu ¡hm begeben wollte, hatte ih kurz vorher nach irgend etivas meine Schubladen durchſucht und war dabei auf ein Holzſchächtelchen geſtoßen, in welchem ſich neben meinen zwei Siegelringen mit Wappen=