Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

E Wandlungen.

jezt aber, Karl Bernard, ſeitdem ih Dich „Herr Graf !* nennen hörte, kann ih es niht mehr. Sage mix, wer oder was biſt Du denn eigentlich 2“ :

Karl Bernard late. „Eigentli<h hat mir der Herr Miniſter die Ueberraſchung verdorben, welche ih no< für Dich in petto hatte. Thut nichts! Ueberraſcht biſt Du doh! So höre denn: Für Dich, mein alter Fidelis, bin i, tas ih immer way, Dein treu ergebener Schul= und Univerſitätsfreund, dex Doctor medicinae Karl Eli Bernard. Für das profanum vulgus aber bin ih Graf Karl Eli Bernard v. Zabern, Erb= und Majoratsherr eines der be= deutendſten Güterkomplexe, Schwiegerſohn und Neffe SeinerExcellenz des Herrn Generals Grafen v. Zabern, der leider [hon vor fünf Jahren das Zeitliche ſegnete, und der Hoz beglü>te Gatte ſeiner Tochter Rexa, die ih Dir heute als meine Frau Regina bereits vorgeſtellt habe !“

Staunend erwiederte ih: „Mir wird von alledem fo dumm, als ging’ mix ein Mühlrad im Kopf herum! Wie iſt es denn mögli<h, daß Du, der Franzoſe, den Namen cines der älteſten deutſchen Adel8geſchlechter tragen kannſt 2“

„Das iſt leicht begreifli<h,“ erwiederte jener, „denn ih bin gar kein Franzoſe, und auch meine Eltern waren feine Franzoſen, ſondern Deutſche.“

„Dho!“ ſagte ih überraſcht. „Wie aber gelangteſt Du zu dieſer Entdeckung ?“

„Auch das ſollſt Du erfahren! Bitte, ſeße Dich und hôre weiter: Nahezu ein Jahr war verſtrichen, ſeitdem ich in dem Hauſe des Generals lebte; und von Tag zu Tag hatte die Zuneigung des alten Herrn zu mir ſi vermehrt.