Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Von Schmidt-Weißenfels. 197

verſammlungen wurden berufen, die Geſeßgebung reformirt, eine gute Polizei oxrganiſixt. Es ſah aus, als ſei das alte Pharaonenland vor allen herxuntergefommenen Herr= ſchaſten der Sultane zu neuen civiliſirten Leben erſtanden. Iber es war nur täuſchender Schein. Jn Wahrheit bil= deten die meiſten dieſer Kulturmaßregeln neue Mittel des Deëpoten, um ſein Volt ſi reichlicher zinsbar zu machen, orientaliſche Gewaltherrſchaft dur< europäiſche Regierung8= fünſte zu verhüllen. Die Welt ſollte geblendet werden.

Mehemed=Ali konnte es no< immer nicht vexwinden, mit der Ernennung zum Khedive ſeine Rolle au8geſpielt zu haben. Dex ſiebenzigjährige Greis verfiel immer wieder in die alten Träume, in denen ex ſi< ſhon auf dem Thron der Sultane geſehen. Und dann, ſo viel Mord und Blut trat ihm aus ſeiner Vergangenheit entgegen und berauſchte vergiftend ſeine Sinne. Dex Wahnſinn jagte ihn dur< die Säle und dur< die Gänge ſeiner Burg in Kaixo; überall ſtarrten fie ihm, entgegen, die wüthenden dunflen Augen der tauſend blutigen Mamlufkkenköpfe. „Nach Mekfa! Nach Mefka!“ ſchrie ex in wilder Angſt. Dort, am Grabe des Propheten, wollte er Buße thun, aber man ſitt es niht; man ſchloß den Raſenden in feiner Wohnung ein. Ex wollte abdanken, er verfluchte ſeinen Bicekönigthron, dieſe falſche Herrlichkeit eines Khedive. Ex regierte {on niht mehr, da ſein Sohn ihn von jedem Verkehx abſchloß; er lebte nux no, ein Geſpenſt, ein ruhelofer Schatten, ein Greis ohne Verſtand.

Im Jahre 1848 übernahm Mehemed's Sohn, Ibrahim Paſcha, mit Genehmigung der Pforte förmlich -die Regiez