Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

210 Neujahrsbräuche.

beſchenkt werden. Aehnliche Scherze treiben auch die Dienſt= boten in den Städten.

Am exſten Tage des Jahres eilen in den vereinigten Staaten von Nordamerika die Männer von früher Vorgen= ſtunde bis zum ſpäten Abend bei allen ihren Bekannten umher, während die Damen in großer Toilette in ihren Geſellſchaftêzimmern ſißen und die Beſuche empfangen, ſtolz, wenn die Zahl ihrer Gäſte eine ſo bedeutende, daß ſie hoffen dürfen, ihre Rivalinnen zu überflügeln. Alles ſchaart ſich um den großen gede>ten Tiſch, beladen mit feinen Weinen, Liqueuren, kaltem Geflügel, Gelées, Crêmes, Früchten, feinen Salaten und allen möglichen Delikateſſen, er iſt das eigentliche Centrum und jedenfalls dex anziehendſte Punkt, da bei der Haſt, mit dex die Gäſte ihre ausgedehnte Runde zu erledigen bemüht ſind, von wirklicher Konverſation ſelbſtverſtändlich nicht die Rede fein kann. Bei den zu machenden wie entgegen zu nehmenden zahlloſen „calls“ (Beſuchen) iſt darum der Neujahrêtag ein für alle Theile anſtrengender, mühevoller Tag, ein geſchäftiger Müßiggang ohne Vergnügen und Erholung. Alle Welk freut ſi, wenn ex überſtanden iſt.

Für die amerikaniſchen Neger gehört die Neujahrsfeier zu den hervorragendſten religiöſen Ceremonien. Wenn das Neujahrsfeſt herannaht, ſieht man von weit herum dur< Wald und übex Feld, dur Di>icht und Schluchten Neger, Mann, Weib und Kinder ihrem Bethauſe zuwandern , zu Fuße, auf Wägelchen, mit Laternen oder nur geleitet voni Mondſchein. Man hört überall auf Weg und Steg das Geplauder, Geſinge, Gelächter und Gejauchze des ſtets er=