Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

212 : : Neujahrsbräuche.

Für die Schüten, wie im Gegenſaße zu den Sunniten bei den Mohammedanern alle Diejenigen heißen, welche Moz hammed’s Schwiegerſohn, den vierten Khalifen Ali als deſſen rechtmäßigen Nachfolger betrachten und daher die drei erſten Khalifen nicht anerkennen, ſind die beiden lebten Tage des Muharrams die Hauptfeſttage. Prozeſſionen gehen dur die Ortſchaften, wobei unter großem Lärm und mit Muſikbegleitung die Tâzias (d. h. Nachbildungen der Gräber der beiden Heiligen Haſſan und Hafain, der Söhne Ali's), umhergetragen werden. Dieſe Tâzias ſind Holzrahmen, mit geöltem Papier überzogen, die Seiten bemalt, mit Glimmer und buntem Glas belegt, das Ganze mit natürlichen und fünſtlicen Blumen bekränzt; innen brennen Lichter und erleuchten die Wände. Wohlhabende laſſen Tâzias von be=_ deutender Größe und künſtleriſcher Ausftattung Herſtellen, den Rahmen von Sandelholz, Silberblätter ſtatt Glimmer, Clfenbeinſpißen auf den Thürmen u. |. w. Das Umher= tragen dieſer Tâzias bildet den Glanzpunkt des Muhar= rams; am Schluſſe wirft man die Tâzias von geringerem Werthe in's Waſſer.

Bei den Chineſen iſt der Neujahrstag ein bewegliches Feſt und fällt meiſt in den Februar, oft in den Januar, zuweilen in den März. Ex gilt für einen der größten Feiertage. Schon zehn bis zwölf Tage vorher werden alle öffentlichen Bureaux geſchloſſen und bleiben es einen ganzen Monat hindurch, während welcher Zeit die Beamten Feſt= lichkeiten und Unterhaltungen veranſtalten. Unmittelbar vor dem eigentlichen Neujahrstage werden die Feuerherde zu Chren des Hausgottes gereinigt. Um Mitternacht,