Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
220 Die Stadt Peter's des Großen.
den Reſidenzſchlöſſern jener Zeit ohne Gleichen daſtand. Faſt genau hundert Jahre na< feiner Vollendung, im Sahre 1837, brannte der Rieſenpalaſt ab, wurde aber in der furzen Zeit von 15 Monaten nah den uxrſprüng= ſichen Plänen des FJtalieners Naſtrelli wieder aufgebaut, es wax ein Bau, wie ex nux in Rußland, nur unter der despotiſchen Machtvollklommenheit des Zaren Nikolaus mögli< war. Tag und Nacht, Sommer und Winter, jedem Wechſel der Jahreë2zeit troßend, wurde gearbeitet, viele Arbeiter erlagen den übergroßen Anſtrengungen, und Hunderttauſende koſtete die erzwungene Beſchleunigung, aber General Kleinmichel, der Leiter des Ganzen, der fich dem Kaiſer gegenüber für die Vollendung innerhalb der ge= gebenen Friſt verbürgt hatte, erreichte ſein Ziel. Ob das Winterpalais eigentlich ſ{<ön iſt, darüber ſind die Auſich= ten ſehr getheilt; die Höhe des Gebäudes von etiva 70 Fuß iſt zu gering für die foloſſalen Fronten des mächtigen Viere>8, der Unterbau gilt als zu niedrig, die Facade als überladen. Jedenfalls iſt der Eindru>k des maſſigen Ganzen aber, ungeachtet aller dieſer Bedenken, ein über= ivältigender, beſonders von der Netwvaſeite aus, von der eine mächtige Auffahrt und eine unvergleichliche Marmor= treppe bis zur Höhe des erſten Sto>es Hinaufführt, der die großen Feſtſäle enthält. Den zweiten Sto> bewohnt meiſt die kaiſerliche Familie, das Erdgeſchoß und die Souter= rains die Beamtenſchaar und die Dienerſchaft. Am ſehen2= wertheſten ſind die Räume des exſten Sto>werks; hier be= findet ſich die prachtvolle Georgshalle, in der die Geſandten empfangen werden, die Militärgallerie, der Feldmarſchall=