Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
20 Klippen des Glüds.
röthe flog über ihr reizendes Geſicht, ihre Lippen öffneten fich leiht zu einer Entgegnung, aber no<h im reten - Moment beſann fie ſi, ſie preßte die Lippen feſt zuU= ſammen, fein Wort ließ ſie laut werden, ſo ſehr auh der ſcharfe Ruf eine Frage nah ſeiner Urſache gere<tfertigt hätte. Sie verließ ihren Plaß und trat zu Bertha, dem an ſie ergangenen Rufe folgend.
„Kannſt Du keine Antwort geben, wenn i< zu Dix ſpreche?“ fragte Bertha mit ſcharfem Tone.
„Verzeih?, ich hatte nicht geglaubt, daß die Benter= fung an mich gerichtet ſei,“ entgegnete die ſo unfreundli Angeredete.
„Wirklich eine eigenthümliche Entſchuldigung! ZU wem ſollte i< wohl ſprechen, als zu Dir? Oder meinſt Du, ich ſei albern genug, hier Monologe zu halten? J< muß Dich ſchon bitten, künftig meinen Worten eine etwas größere Aufmerkſamkeit zu ſchenken; ich liebe es niht, in den Wind zu ſprechen.“
Sedes Wort wurde von Bertha ſcharf betont und mit der Abſicht zu kränken geſprochen; es erreichte auh ſeinen Zweck, wieder färbte ſich für einen Augenbli> das Geſicht der jungen Dame mit einer fliegenden Nöthe, aber Wieder unterdrücfte ſie eine ihr auf der Zunge ſ{hwebende Entgegnung, ſie antwortete nicht, aber ihre Schülerin trat für ſie ein.
Auf Klara ſchienen die gegen ihre Lehrerin gerichteten unfreundlichen “Worte einen viel tieferen Eindru> ZU machen, als auf die Beleidigte ſelbſt; ſie legte den Blei= ſtift nieder, ſprang auf und ſtellte ſich, die zarte kleine