Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
E Klippen des Glüds.
gelocfert worden, daß ich faſt fürchte, Lieschen werde nur mit Widerſtreben an die Erfüllung der Verſprechungen denken, welche mix einſt ihr Vater gemacht hat; für mi< begründen dieſe Verſprechungen die ſchönſte, ja ih kanu wohl ſagen, die einzige Lebenshofſnung. Mein Herz drängt mich, dies ſelbſt dex verehrten Frau v. Oſternau und Lie8chen zu ſagen, aber der Verſtand gebietet mir, Jhre Vermittlung in Anſpruch zu nehmen, Herr Storting; es foll m<ht ein von Lieschen in augenbli>licher Herzen8= erregung geſprochenes Wort ſtörend und ſcheidend zwiſchen uns treten. Jh fordere von Jhnen, Herr Storting, einen Liebes8dienſt, dux<h welchen Sie mih zu unvergänglicher Dankbarkeit verpflichten werden. Sie ſollen Frau v. Oſternau mittheilen, was ih Jhnen ſoeben geſagt habe. Sie iſt eine verſtändige Frau mit praktiſchen Leben8anſchau= ungen, ſie wird ſih nicht leiten laſſen durch eine augen= bli>liche Mißſtimmung, ſie wird einſehen, daß eine Ver= bindung zwiſchen Lieschen und mir die natürliche und glüliche harmoniſche Löſung des Mißverhältniſſes ift, welches die Majoratsgeſeße geſchaffen haben, denn Lieschen wird dur die Verbindung mit mix die Erbin des Vaters, indem ſie in den Mitbeſiß der Majoratsgüter tritt. Frau v. Oſternau wird ihren Einfluß auf Lieschen aufbieten, um auch ‘ſie günſtig für meine Hoffnungen zu ſtimmen.“
Mich überlief es kalt bei dem Gedanken, daß Fräu= _lein Lieschen die Gattin dieſes Menſchen werden könne, und doch wagte ih nicht, ſeine Forderung abzulehnen. -Welche Zukunft ſtand der Frau v. Oſternau und ihrer Tochtex bevor, wenn der jeßige Majoratsherr ihr ſeine