Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Roman von Adolph Streäfuß. 13
Herrn Storting an mi<h gewendet, um meine Befürwortung in Anſpruch zu nehmen. Ex hat recht daran gethan, er kennt Dein feuriges Ungeſtüm, aber er weiß auc, daß Du mein liebes, aufopferungsfähiges Kind biſt, er weiß, daß Du den Widerwillen, den Du vielleicht im Augenbli> gegen ihn fühlen magſt, überwinden wirſt, weil von Deiner Entz ſcheidung niht nux Dein eigenes Lebensglü>, ſondern au< die Zukunft Deiner Mutter abhängt. Dein-, Nein“ treibt uns Beide fort von unſerem lieben Oſternau, fort vom Grabe des Vaters und Fribchens, hinaus in die öde weite Welt zum Kampfe mit bitterer Armuth und tiefer Noth; wix haben ja nichts, ni<ts aus dem Schiffbruch unſerer Hoffnungen gerettet! Dein „Ja“ macht Dich zur Herrin von Oſternau und geſtattet auh mix, hier zu bleiben, hier, wo ih ſo lange glüdli<h gelebt habe, wo i< niemals ganz unglü>li<h ſein kann, wo mix die Erinnerung an mein früheres Glüd zum Troſt gereicht, wo jeder Bli> aus dem Fenſter auf die lachenden Felder und Wieſen, jeder Spa= ziergang im Garten dieſe ſhönen Erinnerungen neu belebt. J< bin überzeugt, Du wirſt nah ruhiger Ueberlegung zu dem Entſchluß fommen, dex Dein Glück begründet, deshalb bitte i< Dich, entſcheide Dich wenigſtens in dieſem Augen= bli> no< nicht.“
Fräulein Lieschen hatte, während die Mutter ſo zu ihr ſprach, bittere Thränen vergoſſen, jeßt, als Frau v. Oſternau ihre Hand ergriff und ſie zärtlih an ſi heranzog, fiel ſie der Mutter um den Hals und umarmte ſie ſtürmiſch, dann aber riß ſie ſich los und ihre gewaltige Erregung plößlich fräftig unterdrückend, ſagte ſie ruhig und feſt: