Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
192 : — Jnes de Caſtro.
dieſelben Ritter, die den Plan dazu entworfen, hatten ſie mit eigenen Händen verübt. I
Als dex Jnfant, von der Jagd zurü>tfehrend, den blu= tigen Leichnam des geliebten Weibes fand, ergriff thn ein unſäglicher Schmerz. Sobald er ſich aber einigermaßen gefaßt hatte, kochten auh die unbändigſten Rachegedanken in ihm auf. Bisher war er ſeinem Vater mit aller ſchuldigen Achtung begegnet, jeßt ſchien mit einem Male jedes kindliche Gefühl in ihm exſti>t zu ſein. Alles ZuU= reden ſeiner Freunde blieb exfolglos. Mit den Brüdern der Jnes, den beiden de Caſtro und deren Verwandten, ſammelte ex ſchleunig eine Kriegerſchaarx und fiel, da ev die in Schuß genommenen Mörder nicht ergreifen konnte, ſengend- und brennend in die Provinzen Entre Douro e Minho und Tras os Montes ein, ganz na< damaliger Sitte die Unterthanen filr das Unrecht des Landesherrn beſtrafend. Erſt als er bi3 Porto vorgerü>dt wax Und hiex auf den energiſchen Widerſtand des Biſchofs von Braga ſtieß, der ihn mit Schonung und Wohlwollen zur Umkehr mahnte, und als endlich ſeine Mutter ihn mit flehentlichen Bitten beſ<hwor, den Berwüſtungen Cin= halt zu thun, erſt dann kam es am 5. Auguſt 1355 in Canaveſes zwiſchen Vater und Sohn zum Frieden.
Jn dem Vertrag, der dabei geſchloſſen wurde, ver= ſprach der Jnfant Allen, die an dem Tod der Jnes mit Rath und That ſi betheiligt, Verzeihung, und ebenſo gelobte der König, Jedem zu vergeben, der mit ſeinem Sohne Partei gegen ihn ergriffen habe. Zugleich ver= pflichtete ſich Don Pedro, fünftig wie ein treuer Vaſall