Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
16 Klippen des Glüds,
Ob dex Lieutenant wohl eine ſolche Entſcheidung geahnt hatte? Ex hörte mi< ruhig an, als i< ihm mögli{hſt Wort für Wort, ſoweit meine Erinnerung reichte, das mit= theilte, was Frau v. Oſternau und was Fräulein Lieêchen geſagt hatten. Fräulein Lieëchen hatte mi darum beim Abſchiede no dringend gebeten, ih ſolle keines ihrer Worte verſchweigen, keines mildern. Nux davon ſagte id ihm nichts, daß Lieschen ihn einen Dieb und Brandſtifter genannt hatte. Ein boshaftes Lächeln ſpielte, während ich erzählte, um die Lippen des Herrn v. Oſternau, er hörte mix, ohne mi< anzuſehen, aufmerkſam zu; erſt als ih ſchloß, ſchaute er einmal flüchtig zu mir auf, ſenkte dann aber gleich wieder den Bli.
„Jch habe es gut gemeint,“ ſagte ex endlih ruhig freundlich, „Sie werden mix dies vor aller Welt bezeugen, Herr Stoxting. Mich trifft keine Schuld, wenn meine Verwandten nicht mehr wie bisher im Ueberfluß leben können, ih hatte ihnen freudig ein beſſeres Loos angeboten, ja ih gehe ſo weit, daß i< troß der traurigen Zurüd= weiſung, welche meine gute Abſicht erhalten hat, dieſe aufrecht erhalten will. Lieschen iſt jung und unerfahren, ſie weiß no< nicht, was die Armuth zu bedeuten hat. Heute wählt ſie dieſe leichten Herzen3 — in einigen Jahren wird ſie anderen Sinnes werden. Schloß Oſtexnau foll ihr immer offen ſtehen. Sagen Sie dies der Frau bv. Oſternau, ſagen Sie ihr, daß ih hoffe, die Zeit werde Lieschens8 thörichte Abneigung gegen mich mildern. Meine Verehrung gegen ſie ſei unerſchütterlich und unvergänglih, Schloß Oſternau ſolle für ſie, wenn es aus der Aſche wieder (01=