Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Roman von Adolph Stre>fuß. 15
ih ihn- haſſe und vexachte, daß ih lieber im tiefſten Elend verkommen, als mi< ihm verkaufen werde! Da Sie die eine Botſchaft übernommen und treulich erfüllt haben, fordere ih von Jhnen, daß Sie auch die andere übernehmen und erfüllen !“ :
Sie wiſſen, Herr v. Ernau, ih habe in jenen früheren ſ<önen Tagen nie widerſtehen können, wenn Fräulein Lies= <en mi< um etwas bat, wie hätte ih es vermocht, ihr den Gehorfam zu verſagen in dieſer ſhwerſten Stunde ihres jungen Lebens! Jh ſagte es ihr, dafür lohnte ſie mir mit einem freundli<h dankenden Bli>k, und_au<h Frau v. Oſternau geſtattete mir, zum Lieutenant zurü>zukehren, in= dem ſie tief aufſeufzend ſagte :
„E83 bleibt mir nichts übrig, als mi< zu fügen. Lies= cen hat ja ganz den Charakter ihres Vaters, der mir oft und gern nachgab, dann aber unerſchütterli<h war, wenn er glaubte, daß ſein Gewiſſen es gebiete. Das thörichte Kind vernichtet ſelbſt ſein Lebensglü>, es iſt ſehr traurig, aber i< weiß, daß ih es ni<t ändern fann, daß feine Bitten und keine Vorſtellungen ihren feſten Willen beugen werden. Wenn es einmal ſein muß, dann iſt es vielleicht beſſer, die Entſcheidung nicht zu verzögern.“
Mit viel leichterem Herzen, als i< gekommen, ging ih. Angenehm war gewiß die an den Herrn v. Ofternau gerichtete Botſchaft nicht, und doch erfüllte fie mih mit einer thörihten Freude. Mir war es, als ſei jezt Fräu[ein Lieschen gerettet vor einem Schicfſal entſehlicher als der Tod, und doh wußte ich, daß ihre Entſcheidung ſie in ein trauriges Leben der Armuth und der Entbehrung trieb.