Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Von Gottfried Pfeuffer. 205
tend, forſchend, ſchalkhaft, verſtohlen u. ſw. Wenn aber das Blut wallt und die Leidenſchaften Üüberſhäumen, wenn das Schifſal Wolfen aufthürmt, dann werden die Bli>te wild, falſch, funkelnd, feurig, glühend, ſprühend, blivend, trüb, düſter, lieblos, finſter, mißtrauiſh, brü= tend, rollend, grollend, umwölkt, grinſend, tüdiſh, troßig, drohend, wüthend, ſtarr, ſtier, verſtört, verzweifelnd. Dex in den Augen wohnende Dämon iſt auh zu allen Zeiten und bei allen Völkern ein Born für die Dichtkunſt ge= weſen, der nie ausgeſ<höpft werden wird. Namentlich iſt ja das Auge der feurige Brand, an dem ſi< von jeher die Liebe entzündet hat. :
Zum Schluſſe unſerer Plauderei wollen wix noh die Sehorgane der Thierwelt einer kurzen Betxachtung unter= ziehen. Dem feingeſhlißten Auge der Schlange hat ſchon die älteſte Schöpfungsgeſchichte mehr Liſt zuerkannt, „denn allem Thier auf dem Felde“. Jn den Schlangenaugen ſieht man auch zuerſt jene räthſelhafte dämoniſche Macht des Blickes, welche ſi<h bis zum Menſchen hinauf bei allen Geſchöpfen zu Zeiten findet und theils als [iez ben8würdiger Zauber, theils als der vom Volke ſo ge= fürchtete „böſe Bli“ allerwärts befannt iſt. Des Fro= [he und ſeiner faltblütigen Genoſſen Auge wird dadurh ſchon etivas menſchenähnlicher, daß ihm ein Augenlid zu Gebote ſteht. Bei den Vögeln iſt, um mit Goethe zu reden, das Auge ſchon viel „ſonnenhafter“; fonnenhaft vor Allem iſt das Auge des Adlers. Charakteriſtiſch ift demſelben und jenen dex ganzen Sippe der gefiederten Räuber, bis zum Taubenſtößer herab, der darin ausge=