Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Von Georg Jachmann. 209
zuſagen den Eingang zu dieſem ehemaligen Quartier des Pariſer Proletariats. Unmittelbar an die Mauern dex Kirche war ein ſeines ärmliches Häuschen gebaut, welches von den übrigen Gebäuden der Straße der Hallen dadurch ſonderbar abſtach, daß ſämmtliche Fenſter der Front= ſeite jahraus jahrein mit grünen, alters\{<wa<hen Läden feſt verſchloſſen waren und im Souterrain ſich keine Ver= faufshalle befand. So eigenthümlih das Haus in ſeinem Aeußeren war, ebenſo wunderlih wax ſein Beſißer, der alte Pierre Paron. Er hatte eine lange hagexe Geſtalt, auf dürren eingekni>ten Beinen und mächtigen Füßen ruhend, mit einem vornübergeneigten Kopf, ſo ſcharf und tantig, als wäre er aus braunem Holz gedrechſelt, und nur an den großen, weitabſtehenden Ohren und im Nacen mit einem ſpärlichen Kränzchen weißer Haare umrahmt, dazu als Kleidung ein fadenſcheiniges, ehedem grünes, aber nun in Gelb abgebleihtes Wamms, ſ<hwarze Kniehoſen, ſtets ſ<mußige weiße Strümpfe und einen Hut, wie ihn die Stußer fünfzig Jahre vorher getragen hatten. Was man in der Rue des Halles ſonſt no< von Pierre Paron iwußte, war ſehr wenig; er galt allgemein für einen Gelehrten, aber wovon er lebte, ob ex rei oder arm ſei und womit er fi< den ganzen Tag übex beſchäftigte, das hätte uns ſelbſt die neugierigſte der Hökerfrauen nicht anvertrauen fönnen. Seine Wirthſchaft führte der Alte mit Hilfe eines Dieners, zu welchem Poſten ex ſtets einen faum der Schule entwa<ſenen Knaben wählte. Herr Paron, werden unſere Leſer daraus ſehen, wax alſo zum mindeſten ſparſam; die Burſchen aber, die ihm gewöhn-= Bibliothek. Jahrg. 1884, Bd. Y1, 14