Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
210 : Die Schule des Geizes.
ſich nux ſehr kurze Zeit dienten und dann entweder zum Hauſe hingu8geworfen wurden oder ſich eigenmächtig eilends davonmachten, behaupteten, derſelbe ſei ein Geizhals, wie es in Paris keinen zweiten gäbe, und ließe ſeinen Diener hungern, während er ſelbſt wie ein Drache über ſeinen gefüllten Geldſä>en brüte. Jn dem lezten Jahre hatte übrigens Pierre Paron ſeinen Diener niht zu wech= feln brauchen, denn ſeit nahezu vierzehn Monaten war ein fiünfzehnjähriger Burſche, Jean Chapelain mit Namen, in ſeinem Dienſte, mit dem er zum erſten Male in ſeinem langen Leben vollkommen zufrieden war.
Sean Chapelain war im Jahre 1595 in Paris geboxen, hatte eine verhältnißmäßig gute Erziehung genoſſen, war aber dur< den plöblichen Tod ſeines Vaters ſo mit= tellos geworden, daß er, um nicht verhungern zu müſſen, fich bei dem alten Pierre Paron, den er zufällig kennen gelernt hatte, um ein Geringes als Diener verdang. Als Tanzmeiſter, Fechtmeiſter oder auh als Page und Lakatï gab es damals in dem glänzenden Paris Stellen genug, aber der junge Chapelain hatte weder dieſe ſ<önen Künſte, die unſer proſaiſches Zeitalter die brodloſen nennt, inne, noh hätte er bei ſeiner abſchreÆenden Hüäßlichkeit Pagen= dienſte übernehmen können. Er war ſehr fein und mager von Figux, und auf ſeinen hochſtehenden Schultern ſaß ein filenenhafter Kopf mit lederfarbenem Geſichte und ſchie=z lenden Augen, der ihm nirgends zur Empfehlung dienen fonnte. Chapelain war aus dieſen Gründen gezwungen, bei Paxon auszuhalten , ſo ſ{limm ſeine Stellung auh in deſſen Hauſe war und wiewohl er ſtets hungxrig zu Bett