Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
220 Die Schule des Geizes.
verlorener Mann, man ivird mich bettelarut machen !“ Und dex Geizhals trieb es damit ſo weit, daß ſih endli< die Mitglieder der Akademie, um dem Skandal ein Ende zu machen, zuſammenthaten und Beiträge zu den Begräb= nißkoſten des Kanzlers bezahlten, bei welcher Gelegenheit Chapelain es ni<t unter ſeiner Würde hielt, den Ueber= \<huß derſelben in die eigene Taſche fließen zu laſſen.
So allgemein aber Chapelain ſi<h dur< ſeinen Geiz “verhaßt machte, ein Herz gewann er gerade dadur< doh für fih, es war dasjenige des Monſieur Paron, ſeines ehemaligen Herrn. Zwar näherte fich der Greis, der das ehxwürdige Alter von 90 Jahren und darüber erreichte, Chapelain niemals, dazu war der Schmerz über den tollen Streich deſſelben und über den allgemeinen Spott, den ex deswegen zu. ertragen gehabt hatte — der wißige Akade= mifer Bautru hatte den drolligen Vorfall ſogar in Verſe gebracht — doh zu tief gegangen, aber als er auf dem Sterbebette lag, ließ ex ſeinen ehemaligen Diener nebſt einem Notar und einigen Zeugen rufen und ſebte ihn zum alleinigen Erben ſeines beträchtlichen Vermögens ein, in= dem ex ſagte, daß er Niemand in Paris gefunden habe, deſſen Lebensweiſe beſſer zeige, wie man mit Geld umgehen müſſe, als Chapelain. Dies Teſtament, über das man in Paris ſeiner Zeit niht wenig gelacht hat, brachte die Jugendgeſchichte Chapelain's wieder in Erinnerung und beſtärkte den geizigen Dichter nux noh in ſeiner Habgier. Um das Geld für die Scheuerfrau zu ſparen, ließ er ſelbſt ſeine Stube niht mehx reinigen, und Balzac erzählt, daß ex in Chapelain's Stube dieſelben Spinn=