Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
234 Die Lehre des Buddha.
in die Tiefen ſeines eigenen Junern verſenken, bis er die Welt und ſich ſelbſt vergißt.
Hat ex alle dieſe Regeln treu ausgeübt und es bis zur Vernichtung aller Leidenſchaften, alles Wollens, Stre= bens und aller „Jchheit“ gebracht, ſo iſt ex in die „Ver= neinung des Willens zum Leben“ eingetreten und damit dex Wahn, welcher bei den übrigen Menſchen Weſen von Weſen trennt, aufgehoben. Der Quell der Wieder= geburt verſiegt, das „Jh“ geht aus wie eine Pflanze, die niht mehr begoſſen wixd, oder iwie eine Lampe, der es an Oel gebri<ht. Und na< dem Tode dieſes Leibes erlangt die Seele Nirwana, d. h. „Ausgelöſcht werden“, Ver-= nichtung.
Dieſes Nirwana, dieſes Nichts iſ aber keineëwegs ein poſitives, fondern nur ein relatives Nichts nämli<h nichts von Alledem, was wix hièr auf Erden kennen und begreifen, ein Zuſtand, in dent es vier Dinge nicht gibt: Geborenwerden, Krankheit, Alter und Tod, und daher allerdings im Vergleich mit dieſem Sanſara ein Nichts zu nennen.
Noch fünfundvierzig Jahre ſoll Sakjamuni nah Ex= langung der Buddhaſchaft auf Erden gewandelt ſein. Schon hochbetagt mußte ex noh die Zerſtörung ſeiner Vaterſtadt und den Untergang ſeines ganzen Geſchlechtes mit an= ſehen. Als ex im Alter von achtzig Jahren ſein Ende Herannahen fühlte, verſammelte er alle feine Schüler um ſich, ſchärfte ihnen noh einmal mit liebevollem Ernſt ſeine Lehren ein und verſchied mit den Worten: „Alles iſt
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dauevrlos.