Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
48 Klippen des Glüd>?.
nicht, es wäre ja lächerlich geweſen, auf den ſo tief herab= gekommenen Menſchen, der nur noh der Schatten feiner ſelbſt war, eiferſüchtig zu werden.
Bertha war von wahrhaft bezaubernder Liebenswürdig= feit. Albrecht mußte fi< zu ihr auf den Divan ſeben, fie verſicherte ihm zu wiederholten Malen, wie innig ſie ſi freue, daß er endli< einmal ſein Verſprechen, die Ver=z wandten in Linau zu beſuchen, wahr mache, nun hoffe ſie aber auch, daß èr recht, recht lange bleibe. Dann forderte fie ihn auf, ihr zu erzählen von Oſternau, von dem neu aufgebauten S<hloß, wie Alles eingerichtet ſei, wie ex in demſelben lebe, ob ex no< viel mit den alten Bekannten, den Nachbarn in der Umgegend, zuſammenkomme, es in= tereſſirxe ſie ja Alles.
Durch ihre heitere Freundlichkeit verſcheuhte Bertha den Zwang, der anfangs no<h auf dem Zuſammenſein lag, Albrecht konnte gar niht umhin, einzuſtimmen in den natürlichen Ton, den ſie anſchlug; hatte er auh bei ſeiner erſten Begrüßung mit Wangen ſi<h befangen gefühlt, ſo wuxde er bald mittheilſamer; aber do<h lag auf Allem, vas ex ſagte, der Schatten einer traurigen, düſteren Stim= mung.
Ex erzählte, daß er das S<hloß Oſternau ſchöner, als es je geweſen, aufgebaut habe; er ſei nah Oſternau gez gangen mit der feſten Zuverſicht, daß er in dem neuen Schloß, der Tradition ſeines alten Geſchlechtes treu, die Nachbarn gaſtfrei werde empfangen können, er habe dies um ſo mehr gehofft, als ex ja früher mit allen Nachbarn befreundet geweſen ſei, aber vergebli<h habe er verſucht, dies alte