Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Roman von Adolph Stre>fuß. 5 51
ſprach, gern zu thun, was ex irgend könne, um Eliſe milder und freundlicher gegen Albrecht zu ſtimmen.
„Jh freue mich herzlich, daß Sie jebt zu uns gekom=men ſind, Vetter, gerade noh zur rechten Zeit, um einige Tage mit uns und Eliſe zuſammen zu verleben, denn leider wird uns Eliſe ſchon am nächſten Sonntag verlaſſen, Sie würden ſie, wenn Sie ſpäter gekommen wären, niht mehr in Linau getroffen haben.“
„Eliſe geht fort von hier?“
„Ja, leider! Es geht niht anders. Wir hatten Beide, | mein Frauchen und ih, darauf gehofft, es werde ſich zwi= ſchen uns und Lieschen ein recht trauliches Familienverhältniß bilden, aber ein ſolches hat ſi<h nicht erzielen laſſen. J< will damit weder Lieëchen, no< meiner Frau einen Vor= wurf machen, ſie ſind eben einandex- widerſlrebende Na= turen. Schon damals in Schloß Oſternau- war das Ver= hältniß fein freundliche, und dex Gegénſaß hat ſi<h verz [härft mit den Jahren. Es iſt vielleicht niemals gut, eine Verwandte zu einer doh immerhin etwas untergeordneten Stellung in's Haus zu nehmen, beſſex, man nimmt dazu eine Fremde, Konflikte fönnen niht ausbleiben und ſie machen das Familienleben trübe und ungemüthli<h. Da iſt es für alle Theile beſſer, wenn man ſi<h zur rechten Zeit wieder trennt. Es iſt mir re<ht {wer geworden, mich dazu zu entſchließen, denn Lieschen iſt wirklich eine vortrefflichè Erzieherin, und meine kleine Schweſter. hängt an ihr mit wahrhaft abgöttiſcher Verehxung; aber ih habe anerkennen müſſen, daß Bertha Recht hat. Lieschen würde * ſich niemals wohl in unſerem Hauſe gefühlt haben, und