Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Roman von Adolph Strecfuß. 47

Als ſie ihn empfing, ſpielte um ihre Lippen das lieh= liche Lächeln, welches ihn früher bezaubert hatte, aber es entſ<wand ſ<hnell, als fie den Eindru> bemerkte, welchen das Wiederſehen bei ihrem glühenden Verehrer hervorrief. Jhr Auge war ſcharf, ihr blieb es niht verborgen, daß ex beim erſten Gruß betroffen, erſchre>t ſie anſchaute, daß ſein Blik forſchend ihre ganze Geſtalt muſterte, daß ein Ausdru>- des Mitleidens ſi< in ſeinen Zügen ausſprach. Dies Mitleiden erflang au< aus dem Ton ſeiner Stimme, als er ſie fragte, ob ſie leidender ſei und ob ſie Nizza als flimatiſchen Kurort aufgeſucht Habe?

Mochte ſie ihm immerhin betheuexn, ſie fühle fich wohler, als jemals, er glaubte ihr nicht, ex rieth ihr freundlich, ſi zu ſchonen, vor Allem die Aufregung großer Geſell= ſchaften zu meiden, möglichſt ſtill und eingezogen zu leben ; dann, als er bemerkte, daß ihr dieſe Rathſchläge ſehr peinli< waren, erzählte er ihr von dem Leben in Nizza und von den gemeinſchaftlichen Bekannten, die ſie hier treffen werde; zu dieſen gehöre auh Herx Albrecht v. Oſternau, der ſchon ſeit längerer Zeit ſi in Nizza aufhalte, übrigens dur ſeine enormen Spielverluſte Aufz jehen exrege.

Nachdem der Fürſt ein halbes Stündchen fehr freund= [ih und lieben8würdig mit Bertha geplaudert, ihr viel erzählt hatte, empfahl ex ſi, ex küßte ihr beim Abſchied die Hand, aber dieſer Handfuß war ſo förmlich, ſo kalt, fein ſanfter Händedru> begleitete ihn. Bertha weinte ‘bit= * tere Thränen, als der Fürſt ſie verlaſſen hatte, von ihm hatte ſie ni<hts zu hoffen, das war ihr jet flax, der früher