Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

oe von Adolph Stre>fuß. Dil

veröden müſſe, niht mehr erleben werde; ſie fühlte das Nahen der lehten Stunde. Und wie ihr die Gewißheit ourde, daß ſie bald erlöst ſein werde, regte ſi in ihrem Herzen der brennende Wunſch, in Verſöhnung zu ſcheiden von dem Manne, den ſie einſt ſo tief gekränkt, den ſie un ſein Lebenéëglü> betrogen und der ſie doh ſo heiß geliebt hatte. Und ex liebte ſie noh, das wußte ſie, ihr Auge war hell und far geworden, ſeit es fich vom Frdiſchen ab= gewendet hatte; ſeiner unwandelbaren Liebe, ſeiner Groß= muth verdankte ſie es, daß fie niht untergegangen war in dem ſelbſtverſchuldeten Elend, er war der unbekannte Wohl= thätex, der ihr auch jezt no< aus der Ferne hex treu zur Seite ſtand.

Sie ſehnte ſich na< ihm, ihr heißeſter Wunſch war es, ihn um Verzeihung anzuflehen, aber die Erfüllung Dieſes Wunſches hatte ſie verwirkt, ſie durſte nicht zu ihm zu= rüdfehren, ſie war gefeſſelt an den Lehnſtuhl der kleinen Stube in dex Hauptſtadt. Und do<h mußte ſie ihm ein Port der Liebe zum Abſchied ſagen.

Sie raffte ihre leßte Kraft zuſammen. Es iwurde ihr ſo ſchwer, aufzuſtehen, aber ſie erhob ſi<, um das Tinten= faß, die Feder und einen Briefbogen zu holen. Dann ſete ſie ſich wieder in ihren Lehnſtuhl und zog ſich das feine Tiſchchen vor denſelben näher. Sie ſchrieb, oft mußte ſie ſich unterbrechen, ſich matt in den Lehnſtuhl zurücklehnen, aber immer 1affte ſie ſi<h von Neuem auf. Sie ſchrieb einen langen Brief an Hugo, ſie legte ihm ein reumüthiges Geſtändniß ab, ſie flehte ihn an um ſeine Verzeihung, ſie dankte ihm für ſeine opferfreudige Liebe; erſt als ſie die