Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Roman von Adolph Stre>fuß. 57
zu erſeyen. Wie haben Sie in den lehten zwei Jahren dies Verſprechen erfüllt! Nur ſi< ſelbſt, nur Jhrem eigenen Schmerz haben Sie gelebt !“ :
„Sie ſind grauſam!“
„Nein, ih bin nur gere<t, wenn ih Sie mahne an die Erfüllung einer Pflicht, die Sie vergeſſen haben! Abz geſchloſſen von allen Menſchen haben Sie in tiefer Einſamkeit gelebt und Klara gezwungen , dieſe Einſamkeit zu theilen, Sie haben Jhre Schweſter verurtheilt zu einer freudenloſen Jugend. Sie glaubten das Höchſte zu thun, wenn Sie ſi< zwangen, freundlih und liebevoll gegen Klara zu fein, aber daß Sie ſi<h zwangen, leuchtete aus jedem Jhrer Worte hervor. Die Erinnerung an Bertha ſtand zwiſchen Jhnen und Jhrer Schweſter, das fühlte Klara nur zu deutlich, und heiße Lhränen hat ſie darüber geweint. Soll dieſe Erinnerung auh ferner die Liebe vergiften, welche Klara’s Herz erfüllt? Jſt Bertha'3 leß= ter Brief keine Mahnung für Sie? Berlha’s höchſter Wunſch iſt es geweſen, Jhnen den verlorenen Lebensfrieden wiederzugeben, de3halb hat ſie mit Aufbietung ihrer lebten Kraft Jhre Verzeihung erfleht — wollen Sie dieſem Wunſch die Erfüllung verſagen? Nein, theurer Freund, das dürfen Sie niht! J< fordere von Jhnen im Namen Bertha?s, im Namen JZhrer theuren verſtorbenen Mutter, daß Sie fich aufraffen aus Jhrem entnervenden Schmerz, aus Jhrer unnatürlichen Lebensmüdigfeit zur Erfüllung Fhrer Pflicht! Sie ſind dieſe Selbſtüberwindung Klara ſ{huldig! J< werde niht aufhören, Sie zu mahnen, bis Sie mix vex= ſprechen, daß der heutige Lag ein Scheidetag in Fhrem