Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
136 Der Condéex.
bare arme Teufel ſein ſollte, wie ſie ihr von vornherein haïten glauben machen wollen. Sie verſtellten ſi< vor ihr, das wurde bald unverkennbar, und fie verriethen fich oft dux< Nachläſſigkeiten in Geberden oder Rede, die den dur< Mißtrauen erhöhten Scharffinn des Weibes nicht entgingen.
Wohl ſpielte Michel vortrefli<h den harmloſen, treu-= herzigen Bauern, der ſi<h überaus freue, daß ex den lieben, gütigen Herrn wiedergefunden, dem er einſt einen ſo wich= tigen Dienſt hatte leiſten können ; weshalb aber änderte dieſer Fremde ſeine Kleidung und ſein Aeußeres, indem ex fich den Bart abnahm? Und tote reimte fich das behauptete Verhält= niß zwiſchen thm und Horak damit, daß ſie oft mit einander abſeits gingen, als hätten ſie Wichtiges im Geheimen zu beſprechen ; daß ſie ſi<h manchmal anſchauten, als hätten ſie einen Zorn in der Bruſt? Freilich, es gab in jener Zeit Flüchtlinge genug, in Oeſterreih und in Schwaben: verfolgte Jakobiner, deutſche Schwärmer für die franzöſiſche Republik. Sollte diefer Michel einer derſelben ſein und ſih dadux< Alles genugſam, auch die Unruhe Horat's ex= lären? Loni hätte es gern glauben mögen und damit ſich zufrieden gegeben; doh all ihr Sinnen und Empfinden ſträubten ſi<h dagegen und floſſen immer mehr in einem Grauen vor dem Gaſt, in einem quälenden Argwohn gegen ihren Mann zuſammen. -
„Soſeph,“ machte ſie dieſen Bedrü>ungen eines Abends, als ſie allein mit ihm im S<hlafzimmer war, Luft und umſchlang ſeinen Hals mit ihrem Arm, „ſchaff“ dieſen un= heintlichen Menſchen fort. Jh extrag's niht mehr im