Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Novelle von Schmidt-Weißenfels. IS
Mördern im Hirn. Jn der Verrücktheit, die thn faßte, wirbelte dies Alles durcheinander und ſ{waßte er den Blöd= finn Dir in's Geſicht hinein. Das erklärt ſi<h do< voll= ſtändig. Ach, was verliere ih aber ſo viel Worte über dieſe dumme Geſchichte! Vergeſſen wir ſie. Der Michel iſt vor Angſt verrü>t geworden, wollen froh ſein, daß wir ihn nun los ſind. Komm, Frau, wir wollen effen; i< rufe die Leute, nimm das Kind !“
Er lief zur Thüre und öffnete ſie. Auf ſeinen Ruf traten Kne<t und Mägde, die da gewartet und über den auffälligen Vorgang die Köpfe zuſammengeſte>t hatten, in's Wohnzimmer. Mit ihrem Herrn ſtellten fie fich um den Tiſh. Tonti aber eilte jezt hinaus. Jhr Mann ſah es wohl, daß fie mit ihrem Entſeßen floh, weil ſie es niht überwinden fonnte; doh that er, als beachte er es niht. Der Knecht ſprah nach der Sitte das Tiſchgebet, dann ſebten ſi< Herr und Geſinde; und weil Toni nicht zurücfam, er auh vorzog, ſie ſich draußen zunächſt ſelbſt zu überlaſſen, rief er die kleine Tochter heran und nahm ſie auf ſeine Kniee, um ihr, wie ſonſt die Mutter that, die Suppe mit dem Löffel zuzuführen. Stillſhweigend nahm das Kind die Speiſe; bald drehte es fſih jedoch ab, weil es ni<ts mehr effſen und von den Knieen des Vaters Herunter wollte.
„Wo iſt die Mutter?“ fragte es ängſtlich.
Wo war ſie? Draußen im Garten lag fie auf den Knieen. Zum nächtlichen Himmel, an dem jeßt zwiſchen jagenden , dunklen Wolken die Slerne blißten, flehte fie empor, daß ſie erleuchtet werde in der ſurmvollen Finſtex=