Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Novelle von Schmidt-Weißenſels. TSR
Zögern, und als fälle ſie einen Richter] ſpruch. „Rach Kon= ſtanz, dann nah Hauſe.“
Dieſe Mittheilung überraſchte ihn niht; er mochte ſie erwartet haben. Doch ſagte ex nah einem neuen Veſinnen: „Das iſt nicht nothwendig, denn i< werde gehen.“
Gleichgiltig vernahm ſie es.
„Hörſt Du?“ rief er nun, als könne er es nicht mehr ertragen, daß ſie ihm ſo unbewegli< und wie ſeelenlos gegenüberſtand. „Jh werde gehen, noh in diefer Stunde, ſobald i< mi< mit Dir ausgeſprochen habe. J< errathe Deine Gedanken. Du haſt mit mix gebrochen, weil Du mich wirkli< für den Condéer hältſt.“
„Ja,“ entgegnete ſie aus feſter Ueberzeugung.
„Und warum?“ fragte ex mehr aus Neugier, als daß ex noh fich vexſucht gefühlt hätte, auf ſeine Lüge vor dem Abendeſſen zurü>zukommen. „ft Michels Behauptung Dix ein Evangelium ?“
„Eine innere Stimme , die längſt ſchon ES zu mix geſprochen, ſagt es mir: dieſer Menſch war kein Narr und hat die Wahrheit geredet. Du biſt nicht der, für den Du Dich ausgegeben haſt. Du biſt jener Menſch.“
„Nun denn,“ erwiederte ex auf dieſe Worte, „es muß eben Alles flar zwiſchen uns Beiden werden. Fa, ich, bin dex Condéer, Du biſt eines Mörders Frau. Der Michel hat nicht gelogen und er iſt niht verrü>t. Ex hat einen Todesſtreich auf mi<h und auf Dich geführt; das Schil= ſal hat's ſo gewollt und Alles iſt nun hin. Ex wird mich dem Gericht anzeigen, ſicherlich, und darum muß ich fork.