Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
S Novelle von Schmidt-Weißenfels, 155
hat! — wenn die Geſchichte von dem falſchen Horak befannt wird! Weib, Weib, was wird dann Dein Vater ſagen? Und was wirſt Du thun??? S
„Sorge nicht um mich,“ mahnte ſie. „Denke an Dich !“
„Allerdings , das muß mir die Hauptſache ſein. Du haſt Recht. Es iſt Zeit, daß ih gehe. Aber,“ fuhr es ihm auf einmal anders dur<’s Hirn. „Der Michel ver= räth mi<h am Ende doh niht? Hätte er es in Abſicht gehabt und ausgeführt, fo wäre die Kreuzlinger Polizei ſhon hier geweſen. Der Michel hat ſi<h mit feinem Haz lunkenſtreih auh wohl begnügen fönnen. Er wird der Polizei den Gefallen nicht thun, ſi<h ihr auszuliefern, um mich in ihre Hände zu bringen. Er hat ja den Horak getödtet, das ginge ihn alſo au< an. Er wird ſi< hüten, die Geſchichte aufzurühren. Ja, wenn dies ſo wäre, wenn ih es darauf anfommen ließe — die Piſtole da in der Hand =— ob fie mi< holen wollten! F< könnte ruhig hier bleiben, wüßte ih's, daß der Michel das Maul hielte. Und ich glaub’s. Toni,“ wandte er ſi<h zu ihr in einer Art Rauſch dur die Hoffnung, die ex ſich machte, „was ſagteſt Du dann? Würdeſt Du nicht mein Geheimniß dann mittragen helfen? Du biſt ja meine Frau, es wäre Deine Pflicht. Jh könnt's verlangen als Dein Mann, und Du mußt gehorſam ſein.“
„Bleibe hier,“ entgegnete ſie darauf mit einer Enlk= \chiedenheit, die ihn in die Wirklichkeit zurückverſeßte. „Jh theile mein Daſein keinen Tag fürder mit Dir. Jh bin vor Gott und Menſchen Deine Frau niht mehr, muß ich au<h na< dem Geſeß der Kirche die Kette tragen, die