Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
170 Dex Condéer.
päpſtlichen Dispens für ſie zu exlangen, damit ſie ſi wieder verheirathen fann. Natürlich mit dem Arnold, dem braven Jungen. So hätte es ja eigentli<h ſi<h ereignen ſollen, wäre er damals nicht no< zu jung geweſen und dieſer myſteriöſe Böhme hier niht in Pflege ge= nommen worden. Ja, ein myſteriöſer Menſch; es iſt mix jeht ſhon Manches verdächtig geworden, lieber Aris, und ih komme dahinter, ih komme dahinter — verlaſſen Sie ſich darauf! Jch habe ſchon Spuren und finde no< mehr!“ Es leuchtete triumphirxend aus ſeinem Geſicht, indem er ſo auf ſein Berufsgebiet als Juſtitiar und Polizei= direktor abſchweiſte. Da ex ſich aber ſoglei<h beſann, von was ex eigentlih reden wollte, ſo fuhr er fort: „Sie muß los von ihm, au< wider ihren Willen. Vis major, lieber Freund, greift hier Play, nämlich ihr Leben zu retten, ihr eine neue, glüdliche Zukunft zu brehen. Mit Arnold. Daß er eine große Leidenſchaft für ſie aufſge= nährt — ah, wer hätte dies nicht ſehen können? Blind hätte man ja ſein müſſen, es niht längſt zu merken. Und Frau Toni? Jt ſie erſt frei, geſchieden, hoffnungs= fähig, ſo geht es ſ<hnell, und der Wunſch, eine neue Hoffnung erfüllt zu ſehen, erfüllt dieſelbe auh, wenn ſie ſo nahe iſt. Kann der Menſch wirklich ein ganz neues Leben anfangen mit neuen Empfindungen, ſo verliert ſich bald das alte in verblaſſenden Erinnerungen. Alſo, dixi | Ohne Gnade jeht Sturm auf Toni, daß ſie die Scheidung beantrage. So wie ſie Ja ſagt, werde ih es ſhon be= ſorgen, unter nunmehro großherzoglich badenſiſcher Juz ſtitia ſo gut, wie untex kaiſerlich öſterreichiſcher ſelig.“