Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Novelle von Schmidt-Weißenfels. 185
au?beutete, ging es mit dem Prozeß gegen den eingefan-= genen Michel ſchnell zu Ende. Er geſtand mm auh den Mord an Horak und die Fälſchung der Perſon, die dadur< der angebli< umgefommene Condéer ermöbgliht hatte. Sein Ende war der Galgen. —
Jahr und Tag waren darüber ſchon vergangen. Der Krieg Napoleon's gegen Preußen war geſchlagen worden, und na dem Tilſiter Frieden 1807 kamen mit den Rhein-= bundêtruppen auch die badenſiſchen wieder in die Heimath. Arnold fonnte jeßt ſeinen Abſchied erhalten. Als ein ſtattlicher Mann kehrte er auf den Arishof zurü>, um ihn na< dem Wunſche ſeines Oheims zu übernehmen. Das Gut in Kreuzlingen war verkauft worden.
Arnold's Liebe zu Toni hatte dur< das Mitgefühl mit der ſo ſhwer Geprüften no< an Jnnigkeit getvonnen. Ín der Hoffnung, die für ihn auf dem Grabe des reuigen Verbrechers an Toni fi erhoben, warb er ſtill um ſie, vie wenn es ihm als eine ſ{<öne Aufgabe erſcheine, den entblätterten Baum ihres Lebens dur zarte Pflege wieder zu fräftigen und zu neuen Blithen zu bringen. Sie ver= ſtand ihn und war ihm dankbar; die tiefen Wunden in ihrem Herzen heilten allmählig, und ſie erkämpfte ih ihren inneren Frieden zurü>. Die körperliche Geſundheit ſtellte ſich damit wieder ein. Jhre Wangen rundeten ſich und ein ſanftes Noth färbte ſie jugendlich; ihr ſanftes blaues Augenpaar verlor die düſteren Schatten bis auf einen feinen Flox, dex ihnen eine reizvolle Melancholie beließ. Wohl lag die ſhve>li<he Enttäuſchung, die ſie als Frau erfahren, wie eine graue Wolfenſchicht am Horizont;