Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
184 : Der Condéer.
dem Juſtitiar die ſ{werſten Amtsfalten auf die Süirne rief, während er ihn las:
„Armes Weib! So wirſt Du nun bald von einem Ün= würdigen erlöst ſei. Morgen früh ereilt mi< mein Schiäſal um alter Schuld willen, nicht einer neuen ivegen. Seit wei Jahren war ih franzbſiſher Soldat und kämpfte in Jtalien. J<h wurde Korporal. Nun muß ih wegen meiner früheren Verbrechen büßen. Man hat mi< als den deſertirten Condéer entde>t und ih geſtand Alles, weil ja nun do< Alles vorbei war. Aus dem falſchen Horak wurde ich wieder der echte Schnibexr, der als Con= déer ein Räuberhauptmann geweſen. Jenen Horak, den ih beraubte, hat Michel, dex Rothbart, der zu meiner Bande gehörte, erſchoſſen. Das will ih noh ſagen, damit dieſer Mord an ihm geſühnt werden möge. Aus Liebe zu Dir floh ih und wollte i< für Dich ewig verſchollen ſein. So aber nimm nun no< mein Lebewohl und das für mein Kind. Tilge mi aus Deinem Andenken; mit dieſem Wunſche ſterbe ich.“
Und darunter ſtand, vom Profoß unterzeichnet und unterſtempelt, daß Franz Schnißer, der ſich unter dem falſchen Namen Joſeph Horak hatte in die franzöſiſche Armee einreihen laſſen, laut no<maligem krieg8gericht= lichen Spruche, wegen Tödtung eines Vorgeſeßten und Deſertion längſt verurtheilt, mittelſt Pulver und Blei in einer Schanze der Feſtung Naſtatt erſchoſſen wurde.
tach dieſer Enthüllung eines den ſüddeutſchen Gerichten ſo wichtigen Geheimniſſes, das der Juſtitiar pflichteifrigſt