Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Novelle von Schmidt-Weißenfels. S3
der Menſch hatte für mi<h etwas Abſtoßendes, Unheim= liches, was ih auh niemals zu überwinden vermochte. Dennoch entſchloß ih mi, als fordere es mein Gewiſſen, in leßter Stunde no< zu ihm zu gelangen. Mein Offizier vermittelte es am ſelben Abend no<h bei dem franzöſiſchen Profoß. Richtig, er war es, den ih in der Kaſematte traf. Ex empfing mi<h zwar ſehr überraſcht, doh hörte er bald mi< fi<tlih mit einer Gemüthsbewegung an, die ihn mix in einem verſöhnlichen Lichte erſcheinen ließ. Von ſi ſelber wollte er zu mix nicht weiter ſprechen, als i< ihn Lefragte, ob er mir für ſeine Frau etwas wie feine lehten Gedanken anvertrauen wolle. Aber ih mußte ihm deſto mehr von Dix und von Deiner Tochter erzählen. Gerührt ſagte ex mir dann, ih ſolle Dir ſein Lebewohl bringen; ex habe nur an Dich und Lottchen in Liebe noh gedacht, ſeitdem ſein Schi&ſal entſchieden ſei. Jh bat ihn, Dix ein lehtes Wort zu ſchreiben, und wenn ev no< etwas auf dem Herzen habe, es Dir zur Ruhe Deiner Zukunft mitzutheilen. Er ſann lange darüber nah, dann pate es ihn wie eine Reue oder wie eine gute Eingebung. Ec ließ ſi< Papier und Schreibzeug geben, ſchrieb in meiner Gegenwart den Brief an Dich, den ih Dir über= ſenden ſollte, nachdem der Profoß die Beſtätigung ſeines Todes darunter amtli<h vermerkt habe. Dann ſchied ih von ihm. Ex war gefaßt, förmlich ſtolz. Alles Uebrige, wovon ih heute niht mehr ſchreiben fann, ſagt Dix ſein Abſchiedsbrief anbei.“
Dieſer beiliegende Brief war kurz, doh von einem Inhalt der ihn Aris und Renate fur<tbar machte und