Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
182 ; Der Condéer.
ſam die Wunde Deines Herzens aufreißen muß. Aber ſie wird nun heilen können, ſo flehe i< zum Himmel, und ſo wollen wir nun Alle hoffen.“
Ein ſchweres, halb unterdrü>tes Seufzen ging dur das Zimmer. Es entrang ſi den geängſtigten, flopfenden Herzen von Aris und Renate. Der Juſtitiar holte nur Athem, denn die Spannung benahm ihm denſelben, und er fuhr dann unter Todesſtille ſeiner Zuhörer fort: „Seit einigen Tagen liegen auh hier franzöſiſ<he Bataillone. Geſtern Abend, als wir, ein paar Badenſer, Neugierde halber ihr Lager beſuchten, hörte ih bei der Marketenderei erzählen, daß das Kriegs8geriht einen Korporal Horak zum Tode verurtheilt habe, und ex am anderen Morgen er= ſchoſſen werden würde. So etwas ruft natürli<h im Soldatenleben ein großes Jntereſſe auf. Bei mir kam no< hinzu, daß der Name Horak mix auffiel und wirkli ſogleich eine Ahnung mich ergriff, daß er der ſeit mehr als zwei Jahren ſo unerklärlih Verſ<hwundene ſein möchte. _J< forſchte weiter und erfuhr, daß er früher im prinzlih Condéſchen Emigrantencorps einen Offizier erſchoſſen und durch die Flucht ſfi< damals vor der Strafe gerettet hatte. Cin eben in das franzöſiſche Bataillon, wo er diente, verſeßter Kapitän, unter dem ex im Condé’ſchen Coxps geſtanden, erkannte ihn und ließ ihn als längſt Verurtheilten vor das Kriegsgeriht ſtellen. Er hat ſich auh den Namen Horak fälſchlich beigelegt, iſt kein Böhme, ſondern ein Vorarlberger. Wie man ihn mir beſchrieb, giveifelte ih niht mehr, daß meine Ahnung ſeinetwegen eine richtige geweſen. J<h habe ihn nie leiden mögen ;