Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
192 Der Mönch von Antwerpen.
und tüßte ihn für das finnige Geſchenk. Auf Daniel machte dieſer Vorfall einen mächtigen Eindru>, ex frug ſie mit zittexnder Stimme, ob ſie ihn no< liebe, und als Claire ihm treuherzig verſicherte, daß fie ihn wie ihren Bruder liebe, da plabte er mit der Frage heraus, ob ſie ibn denn auh heirathen wolle? FJeßt erſt merfte Claixe, vie es um Daniel ſtand; aber der ſ<hüchlerne, verlegene Brautwerber kam ihr in dieſem Augenbli>e jo unendli< fomiſ<h war, daß ſie laut auflachte. Als ſie aber ſah, wie ſehr ſie Seghers damit verlebt halte, ſtri ſie ihn gutmüthig das lange braune Haar aus der Stirne und erzählte ihm ernſt, aber ſchonend, daß ſie ihn allerdings wie ihren Bruder liebe, aber heirathen fönne ſie ihn nit, denn ihr Hexz ſei bereits in Gent an ihren Vetter, den Bürgermeiſtersſohn, verſchenkt, der in kürzeſter Zeit beim Vatex um ihre Hand anhalten werde.
Dieſe Enttäuſchung war für den jungen Künſtler ein furchtbarer Schlag. Einige Tage ging er wie geiſteê= abweſend umher, und ſeine Collegen vermutheten nichts Anderes, als daß der kleine bleiche Seghers übergeſchnappt ſei. Meiſter Breughel ſah ſeinem ſonſt ſo aufmerkſamen Schülex fkopſſchüttelnd na< und entdeäte bald genug den Grund der Verändetung, als ex wenige Tage ſpäter be= mexrfte, daß von dem Porträt ſeiner Tochter der Roſen= franz verſchwunden, und an Stelle deſſelben Lilien und Smmortellen angebra<ht waren. Claire war offen genug, dem Vater von ihrer Herzensneigung zu ihrem Vetter und von der Werbung Seghers" um ihre Hand zu erzählen, und der alte Breughel, ſo lieb ex auh Daniel hatte und