Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
210 Eine Tragödie auf hoher See.
weder Schmerz noh Tod ſcheuender Pflichterfüllung kommenden Geſchlechtern überliefert zu werden.
Wenngleich die Begebenheit, welche wir hier beri<ten, in die ereignißreiche Zeit der Erhebung Preußens gegen die Fremdherrſchaft, in das Jahr 1813, alſo in eine Periode fällt, die überreih an heroiſchen Thaten war, fo unter= ſcheiden ſih die Crlebniſſe unſeres Brüderpaares doh von denen unſerer in den ruhmvollen Schlachten jener Tage blutenden Väter weſentlich.
Die Gebrüder Brandt aus Memel kämpften nämlich fernab von den Wahlſtätten der verbündeten Heere und der des Korſen einen heißen Kampf. Sie ſtritten in treuer Erfüllung der Pflichten ihres bürgerlichen Berufes in den Gewäſſern der Oſtſee und bede>ten ſi< mit unverwelklichen Ehren.
Es gibt Aftenſtücte, die in troenem geſchäftlichen Beamtenſtyl bisweilen eine Sprache reden, wie ſie wahrer und ergreifender kaum die kühnſte Phantafie des Dichters zu erfinden vermag. Cin folches iſt das in den Repoſi= torien der fbnigli< preußiſhen Regierung zu Königsberg iiber die Gebrüder Brandt aus Memel befindliche Fas= cifel. Daſſelbe meldet:
Schiffskapitän Karl Heinrich Brandt, damals (1813) 33 Jahre alt, aus Lübe> gebürtig, ſeit etwa fünf Jahren preußiſcher Bürger und in Memel anſäßig, verließ am 30. Oktober 1813 auf dem von ihm geführten, dem Kaufmann und Rheder FJ. A. Be>er zu Memel gehörenden Schiffe „Elfriede“ den Hafen Sheerneß vor London, um mit einer Ladung Rum und Reis, welche für die preußiſche