Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von Emil König. 211
Regierung beſtimmt war, na< Swinemünde zu ſegeln. Die Bemannung der „Elfriede“ beſtand außer dem Kapitän und deſſen Bruder Johann Heinrich Brandt, nur no< aus vier Matrofen und dem Koche, außerdem befanden ſi< noch zwei fünfzehnjährige Knaben als Schiffsjungen an Bord. Armirt war die „Elfriede“ für alle Fälle mit zwei alten Kanonen, fünf fogenannten Donnerbüchſen, einem Piſtol umd einem Säbel, welche Waffen mit Ausnahme der Ka-= nonen in der Kajüte aufbewahrt wurden.
Die „Elfriede“ war zwar unter engliſcher Bede>ung von Sheerneß abgeſegelt; ein Weſtſturm hatte fie jedo<h ſchon am Abend des erſten Tages für immer vom Convoi -ge= trennt; ſie mußte daher allein ihren Kurs fortſeßen. Am 1. November etwa 1 Uhr Mittags unfern der Dogger= Bank bemerkten die Brüder eine engliſche Brigantine, die fi in Gefahr zu befinden ſcien, denn fie hatte die Noth-= flagge aufgezogen, auch hatte das Fahrzeug faſt ſämmtliche Segel verloren.
Eniſchloſſen, den Bedrängten in der Gefahr beizuſtehen, ließ Kapitän Brandt ſofort die Segel der „Elfriede“ gegen den Wind legen, um die Annäherung der Brigantine zu erwarten. Langſam kommt ſie denn au< näher und dur<!s Sprachrohr hallen die Worte herüber: „Rettet uns; das Schiff iſt im Sinken [“
Brandt, ſtets bereit, die Pflichten der Menſchlichkeit gewiſſenhaft zu erfüllen, ruft zurü>: „Die Mannſchaft fomme herüber zu uns!“ — „Wir können nicht, die Boote ſind zerſchlagen!“ erſchallt die Antwort. Nach dieſem in engliſher Sprache geführten Geſpräh bemerkt Kapitän