Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
226 Blicke in ein dunkles Gebiet.
meriſche Jdeen, der Trieb zur Brandſtiftung, zum Selbſt= nord, gu geiviſſen Verbrechen, furz alle Handlungen, die auf den Nachahmungstrieb der Menſchen oder auf die eigenthümſliche Fähigkeit der Anſte>ung zurückgeführt werden, epidemiſch auftreten können. Dafür legt die Geſchichte aller Zeiten unverwerfliche Zeugniſſe ab. Nur bereitete die Art und Weiſe der Verbreitung dieſer Nervenleiden unſeren Gelehrten ſtets große Verlegenheit, und {hon das Wort „Anſte>ung“ ſchien ihnen hier als zu weit gehend.
Erſt nachdem die Uebertragung der Epilepſie von dem Hunde auf das Kind fkonſtatirt worden war, fand man auch keinen Grund mehr, die Anwendung dieſes ſo bez zeichnenden Wortes abzulehnen.
Die Thatſache der moraliſ<hen Anſte>ung iſ durchaus unziweiſelhaft; alle Forſcher, welche den moraliſchen Hand=ſungen ein ernſtes Studium widmeten, haben au< die Exiſtenz dieſer Anſte>ung erkannt und aus der Kenntniß dieſer Erſcheinung praktiſche Schlüſſe gezogen, ohne jedoch das Geſeß bezeichnen zu fönnen, worauf ſie beruht.
„Das Beiſpiel hat jegliche Macht auf unſere Nachahmung,“ ſagt Dr. Ebrard, „das iſt eine Beobachtung aller Tage. Das Beiſpiel eines Judividuums, welches ſich tödtet, übt eine unwiderſtehliche Gewalt auf Andere aus; der Menſch iſt weſentli<h Nachahmer. Es gibt in vielen Handlungen unerklärliche und gleihwohl unbeſtreit= bare Nachahmungen, etwas Myſteriöſes, eine Anziehungs= fraft, welche man niht beſſer vergleichen kann, als mit dem unüberlegten und allmächtigen Jnſtinkt, der uns an= treibt, faſt ohne unſex Wiſſen Handlungen zu wiederholen,