Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Mannigfaltiges. 2400
nungen ſo bitter getäuſchten Liebenden auf's Tieſſte. An Stelle der verſhmähten Liebe entwidelte ſih der unverſöhnlichſte Groll in ſeinem wunden Herzen, und das Leben wurde ihm zu einer ſo unerträglichen Laſt, daß er den Entſhluß faßte, ſich ſelbſt ſeiner Leidenſchaft zum Opfer zu bringen. Zugleich aber wollte er die Familie der Adſhuah Amiſſah ſeine Zurückweiſung bitter bereuen laſſen, und exfüllt von dieſem Racegedankfen ergriff ex die Musfete und erſhoß ſih, nachdem er vorher ſeinen Tod ſeiner unerwiderten Liebe zugeſchrieben und die Seinigen aufgefordert hatte, an ſeiner Mörderin dafür Vergeltung zu üben. Es iſ nämlich ein Grundſaß des Geſeßes der Fanti-Neger, dem Urheber eines Unglücs mit demſelben Unglü> zu vergelten, und wenn ſi<h Jemand tödtet „beim Haupte eines Anderen“, wie ſie ſagen, d. h. wenn er die Urſache ſeiner Handlung dem Verhalten eines Anderen zuſchreibt, ſo wird es nothwendig, daß dieſer Andere das nämliche Schiéſal erleide. Bei den alten Hebräern wax ja daſſelbe Geſes in den Worten ausgedrüct: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Die Familie des unglülichen Mädchens bemühte ſi, dieſes harte Schiſal dur<h das Anerbieten einer großen Summe in Gold von ihrer Tochter abzuwenden; aber nichts als ihr Tod fonnte die Rachſucht der Verwandten des begrabenen Jünglings befriedigen, und ſie rieſen die Häuptlinge des Stammes an, ihren Geſeßen Achtung zu verſchaffen. Die einzige Gnade, die dem unglütlichen Mädchen gewährt wurde, beſtand darin, daß man ihr einige Tage vergönnte, um mit ihren Freundinnen ihr frühzeitiges Ende zu beflagen und eine ſilberne Kugel in das Gewehr laden zu laſſen, mit welchem ſie ſih das junge Leben zu nehmen gezwungen war. Sie verwendete auh die ihr vergönnte kurze Friſt dazu, mit ihren liebſten Freundinnen ihr Abſchieds- und Grablied zu ſingen, und erfüllte dann das grauſame Opfer, indem ſie ſih erſchoß. Hh.