Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Von Dx. Weiß. 229
Die anhängenden Sigille ſind häufig dur< Kapſeln von Blech oder Holz, die aufgedrü>ten mitunter dur< Pergamentblättchen geſüßt.
Das Material der Sigille ſelbſt iſ meiſt Wachs, welches in verſchiedenen Farben, und zwar namentlich roth, gelb, grün und weiß vorkommt. Weiß oder gelb iſt das Wachs bei den meiſten früheren Urkunden; ſpäter wird roth und grün häufiger. Das rothe Wachs galt in der Regel als vornehmer denn jedes andere, und auch die deutſchen Kaiſer haben ſih ſeit dem Ende des 15. JahrHunderts keines anderen Wachſes als des rothen (auf gelber Unterlage) bedient.
Statt des Wachſes findet man auh andere Siegel= maſſe; eine ſolche hatten beiſpielsweiſe (in rother Farbe) die Erzbiſchöfe von Mainz im vorigen Fahrhundert. Siegella> und Siegeloblaten gehören erſt der neueren Zeit an.
Goldene Sigille wurden mitunter von Kaiſern und Königen, ſelten von fonſtigen Großen, an wichtige Urkun= den gehängt. Bekannt iſ ja die goldene Bulle Kaiſer Karl's IV.*) Auch ſilberne und bleierne Sigille kommen vor; die lebteren beſonders bei den päpſtlichen Bullen, welche ausſ<ließli< mit Blei geſiegelt ſind.
Was die Form dex Sigille anbelangt, ſo ſind dieſelben meiſt rund, ſeltener längli<h, und zwar kommt leßtere Form vorwiegend bei geiſtlichen Perſonen und Korpora= tionen vor. Bei nicht eingekapſelten Sigillen findet ſi<h
*) Goldene Kapſel mit wächſernex Füllung.