Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
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Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 27
ihm feinen Plaß erhielt. Die dunklen, bohrenden Augen deſſelben ärgerten und reizten ihn.
„Ein Heuchler iſt ex au<!“ ſagte er ſich dabei in dem unbehaglichen Gefühl, einen neuen erbitterten Feind auf der Burg zu haben, den Graf Antonio ſicher nicht abſichtslo3 mit ſi gebracht.
Kordula und Gräfin Marie ſaßen zur Rechten und Linken der Markgräfin, Antonio neben ihm, den Damen gegenüber, und Burkard wußte ſelbſt nicht, wie es kam das Gefühl der Feindſeligkeit gegen Antonio, welches ihn jeßt ſo oft, und heute mehr als je erfüllt Hatte, verſhwand ihm plößlih wieder.
Das Geſpräch flog unter den Nahverwandten hin und her. Man forderte Burkard's Betheiligung nicht, er ſelbſt ſaß wie verſunken in nie gekannies traumhaftes Behagen, er aß und trank kaum, immer nux hörend und ſehend.
Graf Antonio hatte ſehr viel zu berichten von den Ehren, die man ihm auf ſeiner Reiſe bei den benachbarten Fürſten und Herren angethan; darüber vergaß ex, wie es ſchien, die falten Blicke ſeiner demnächſtigen Braut. Gräfin Marie ſprach ebenſo lebhaft; ſie war eine blonde, lebensluſtige Frau und hatte Freude an dem Treiben der Höfe, die ſie beſucht. Da die Markgräfin gerne zuhörte, ſo blieb es unbeachtet, daß Kordula ſchweigſam in ihrem Stuhl lehnte.
Zuweilen trafen ſi< ihre Augen und die Burkard Kel= ler’3; fie hatte anfangs niht Arg daraus, der Arzt des Oheims, von dem alle Welt redete, flößte ihr Neugier und Theilnahme ein, als aber dies Begegnen der Blicke ſich mehrfach wiederholt hatte, ſchlug ſie die Augen nieder und